Wer einem Fußballspiel zuschaut, bei dem sich zweiundzwanzig Akteure nach Kräften abrackern, wird auch dann zufrieden nach Haus gehen, wenn es nur von wenigen Treffern oder sogar torlos blieb. Ähnlich sieht es bei einem Tennismatch, Turnveranstaltungen oder ähnlichen sportlichen Aktionen aus. Immer erlebt der Zuschauer einen Sport, der spannungsgeladen ist.
Anders ist das bei den Schützen. Obwohl auch bei ihnen Ausdauer, Präzision, Reaktion und Nervenstärke gefordert sind, wenn sie ihrem Sport nachgehen und versuchen ihre Schüsse optimal in der Mitte der Scheibe zu plazieren, erlebt der Zuschauer hier beim ersten Hinschauen nicht die gewohnte “Action”.
Doch wer den zweiten, den genaueren Blick wagt, der wird eine verdeckte Sportlichkeit feststellen. Eine Luftpistole muß zum Beispiel einhändig am gestreckten Arm gehalten werden, wobei die “l0” in genau zehn Meter Entfernung auf den Einschuß wartet. Diese zehn ist nur wenige Millimeter groß.
Jede noch so kleinste Schwankung des Arms, des Körpers oder Unkonzentriertheit können alle Bemühungen zunichte machen. Wer sich das bewußt machen kann, oder gar schon selber ausprobiert hat, der weiß, wieviel absolute Beherrschung von Körper und Psyche dazu gehören, das anvisierte Ziel auch sicher zu treffen. Die Schützen sind die Statiker unter den Sportlern. Ihr sportliches Bemühen vollzieht sich für Außenstehende unsichtbar im Körperinneren. Wie eine Maschine muß der Sportschütze mit allergrößter Präzision immer wieder ganz genau das Gleiche tun.Aber Schützen sind Menschen und keine Maschinen und unterliegen vielen Einflüssen, sodaß nicht immer alles das gelingt, was in Gedanken schon in greifbarer Nähe ist.